Die Sühne des Herzog Ludwig II.
Reue oder politisches Kalkül ?
Nach dem Fehlurteil an seiner Gemahlin Maria von Brabant plagte Herzog Ludwig sein Gewissen, so dass er sich für einige Zeit nach Augsburg zurückzog und sich schließlich an Papst Alexander IV. (1254 – 1261) wandte, um von seiner Schuld losgesprochen zu werden. Vermutlich bewegte ihn aber nicht nur die Angst um sein Seelenheil zu diesem Schritt:
Tatsache ist, das die Ehe mit Maria von Brabant kinderlos und die Erbfolge somit nicht gesichert war.
Zur Sicherung der Erbfolge war somit eine erneute Ehe unabdingbar
Dies war ohne päpstlichen Ablass nicht möglich.
Der Herzog schickte also seine Unterhändler zum Papst nach Rom – aber erst lange Zeit nach der Tat.
Der Papst legte die Buße wie folgt fest:
Der Herzog soll eine Reise ins Heilige Land unternehmen
oder
Der Herzog soll ein Kloster für zwölf Kartäusermönche stiften
Da eine Wallfahrt ins Heilige Land eine höchst gefährliche Angelegenheit war und für Ludwig II. den sicheren Verlust der Macht zur Folge gehabt hätte, war die Stiftung eines Klosters das kleinere Übel.
Unwirtliche Gegend oder Landespolitik?
Der Adelige Ritter Lienhart und seine Frau gründeten 1256 oder 1258 das Kloster in Thal und holten vom Zisterzienserkloster Aldersbach einige Mönche hierher. Die Stiftung des Ritters reichte aber nicht aus, um das Kloster zu erhalten. Herzog Ludwig II. übernahm das Kloster und holte weitere Zisterzienser nach Thal. Es ist anzunehmen, das der Erwerb von gerade diesem Kloster auch einen politischen Hintergrund hatte:
Da im Land keine Kartäuser niedergelassen waren- so die Begründung des Herzogs- schien ihm der strenge Orden der Zisterzienser am besten geeignet, um seine Buße umzusetzen
Ausschlaggebend für die Wahl der Zisterzienser war wohl politisches Kalkül: Im Gegensatz zu den in sich gekehrten und abgeschiedenen Kartäusern konnte mit einem Zisterzienserkloster ein wirtschaft-licher und politischer Befestigungspunkt der landesherrlichen Macht gesetzt werden.
Durch sein Eingreifen im Jahre 1258 konnte der Herzog faktisch über das Kloster bestimmen, er hatte hiermit sein Zisterzienserkloster und konnte gleichzeitig seine Bußauflage erfüllen
Ein politischer Befestigungspunkt war im Glonntal nicht von Nöten, wohl aber im Ampertal, an der westlichen Grenze des wittelsbachischen Einflussbereichs nahe des Marktes Bruck.
So war vermutlich nicht die angeblich unwirtliche Lage in Thal der Grund für die Verlegung des Klosters (galten die Zisterzienser doch geradezu als Kulturpioniere), sondern politische und wirtschaftliche Überlegungen waren ausschlaggebend für den Wegzug. Der Weg der Mönche führte zunächst im Jahr 1261 nach Olching, dies war aber Lehensgrund und nicht im Besitz des Herzogs. So landeten sie letztendlich 1263 auf des Fürsten Feld bei Bruck an der Amper.
Vom Kloster zum Wallfahrtsort
Als die Mönche 1261 Thal verließen, blieb die kleine Kirche zurück, damals noch dem Heiligen Geist geweiht. Die Anfänge der Wallfahrt in Thal liegen im dunklen, früheste gesicherte Daten sind:
- Februar 1400. In der Verkaufsurkunde eines Gutes an die Kirche wird ein ,,Kirchprobst bei der Wallfahrt” in Thal erwähnt
- August 1404. Für diesen Tag ist eine Weiheurkunde des Freisinger Weihbischof Friedrich überliefert, in der er die Kirche konsekriert und ihr einen Ablass verleiht.
Dies bedeutet zum einen, dass bereits um 1400 eine florierende Wallfahrt bestanden haben muss, denn man konnte es sich leisten, Güter zu erwerben und gleichzeitig einen Vergrößerungsbau zu errichten. Auch die Glocke aus dem Jahr 1400 zeugt von einem gewissen finanziellen Wohlstand (die Glocke tut noch heute ihren Dienst im Turm).
Infolge der zahlreichen Wallfahrten im 15. Jahrhundert, wurde Anfang des 16. Jahrhunderts die heute noch stehende spätgotische Kirche erbaut.
Das 16. und 17. Jahrhundert
Ein Rückgang der Wallfahrerzahlen in der Reformationszeit lässt sich zwar nicht belegen, gilt aber angesichts der Verhältnisse in anderen Wallfahrts-orten als sicher.
Ende des 16. Jahrhunderts blühte die Wallfahrt aber wieder auf. So berichtet der Mesner Hans Schmid für das Jahr 1587, das >>im Sommer zwischen Ostern und Michaeli (29. September) über 2000 Pilger mit ihren Kreuzen und unter Glockengeläut ein- und auszogen und die vielen Gottes-dienste besuchten<<. Die Gläubigen kamen von Tuntenhausen, Heilig Blut, von einer ungenannten Allerheiligenkirche, von Ebersberg, Helfendorf, Wättenkirchen, Beuern, Laus, Höhenrain und anderen Orten.
Irgendwann zu dieser Zeit fand eine Umwidmung des Patroziniums statt. Während 1590 noch die althergebrachte Heilig- Geist- Wallfahrt überliefert ist, erscheint 1642 die Wallfahrt zur Heiligen Dreifaltigkeit. Die genaue Zeit und die Ursache dieser Wandlung lassen sich mangels Quellen nicht mehr nachvollziehen.
Ihren Höhepunkt erreichte die Wallfahrt in der Zeit vor dem Dreißig-jährigem Krieg. Die Ausstattung wurde zum Teil erneuert, 1622 wurde auch ein Mirakelbuch angelegt. Es ging aber ebenso verloren wie die meisten Votivtafeln. Wenn der Pilgerandrang gar zu groß wurde, konnte der Priester über eine heute nicht mehr erhaltene Fensterkanzel ins freie predigen.
Das Verhältnis der Klosterhofmark Thal zum Kloster Fürstenfeld war zu dieser Zeit aber nicht mehr allzu eng, und obwohl die Kirche ständig mit Klosterangehörigen besetzt war, wurde die Seelsorge meist vom Pfarrer aus Kirchdorf übernommen. Es kamen wohl gelegentlich Fürstenfelder Äbte nach Thal, die weltlichen Angelegenheiten wurden aber in der Regel von einem Amtmann übernommen.
Das Ende der fürstenfeldischen Hofmark
Die militärischen Erfolge Napoleon Bonapartes führten dazu, das deutsche Staaten (auch das Kurfürstentum Bayern) große linksrheinische Gebiete an Frankreich abtreten mussten. Als Entschädigung wurden ihnen aber die kirchlichen Reichsstände zuge-schlagen, und so begann ab 1802 die Besetzung der kirchlichen Gebiete und Liegenschaften.
Das Kloster Fürstenfeld ging am 17. März 1803 mit allem Besitz in kurfürstliches Eigentum über, wurde zerschlagen und in Teilen verkauft. Erst jetzt erhielten die Bauern die Gelegenheit, die Höfe als Eigentum zu erwerben, die sie vorher als fürstenfeldische Lehensbauern nur bewirt-schaften durften.
Die Säkularisation war eine der tiefgreifendsten Veränderungen in der bayerischen Geschichte. So verheerend jedoch im einzelnen die Maßnahmen für die Klöster waren, so waren sie doch Grundlage für die Emanzipation der Kirche vom Staat.
Es folgte eine innerkirchliche, theologische Neubesinnung und schon unter König Ludwig I. konnten entsprechend dem Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Königreich Bayern von 1818 neue Klöster gegründet bzw. alte Klöster wiederhergestellt und damit die Tradition des geistlichen Lebens neu belebt werden.
Die Klosterkirche in Fürstenfeld wurde bereits am 13. August 1816 von König Max I. Josef zur Landhofkirche erhoben und behielt diesen Titel bis zum Ende der Monarchie 1918. Die letzten Mönche verließen Fürstenfeld im Jahre 1817 und setzten der Fürstenfelder Klostertradition ein endgültiges Ende.
Quelle: W. Lehner “Die Zisterzienserabtei Fürstenfeld in der Reformationszeit” ,2001